Das Gedicht: S’i fosse foco
Cecco Angiolieri
82 Mit dieser Nummer beginnen wir, auf Gedichte (aber auch andere literarische Texte) hinzuweisen, die unsere Ziele bzw. diejenigen von ContraLegem erläutern bzw. illustrieren. Das kann etwas zum Recht oder zum Gesetz sein, muss aber nicht. Gedichte wären ja, eigentlich, das ideale Ausdrucksmittel von Kritik; sie sind kurz und prägnant, und eine gelungen Kritik entwickelt immer eine gewisse Poesie. Dass kaum mehr Gedichte gelesen werden, spricht Bände über den aktuellen Zustand unseres geistigen Lebens.
Beginnen wollen wir mit einem Gedicht von Cecco Angiolieri (geboren ca. 1260 in Siena, gestorben 1313 ebenda). Sein vielleicht berühmtestes Sonett soll den Reigen eröffnen, weil es für alles steht, was heute verloren scheint: Wagemut, Kritik, Aufrichtigkeit und dann auch noch Humor.
S’i’ fosse foco, arderei ‘l mondo;
s’i’ fosse vento, lo tempesterei;
s’i’ fosse acqua, i’ l’annegherei;
s’i’ fosse Dio, mandereil’en profondo;
s’i’ fosse papa, sare’ allor giocondo,
ché tutti cristïani imbrigherei;
s’i’ fosse ‘mperator, sa’ che farei?
A tutti mozzarei lo capo a tondo.
S’i’ fosse morte, andarei da mio padre;
s’i’ fosse vita, fuggirei da lui:
similemente farìa da mi’ madre,
S’i’ fosse Cecco, com’i’ sono e fui,
torrei le donne giovani e leggiadre:
e vecchie e laide lasserei altrui.